Neubau-Kesselwagen Uerdingen von Modellbahn-Union

Die Deutsche Bundesbahn hatte sich aus dem Metier der Kesselwagen stets rausgehalten – nur als Bahndienstwagen betrieb man einige meist sehr alte Fahrzeuge. Modernere Kesselwagen wurden hingegen von Vermietungsgesellschaften wie VTG oder EVA betrieben; oder gleich von den Mineralölkonzernen selbst. Dies führte dazu, dass nach dem Zweiten Weltkrieg in Westdeutschland zwar zahlreiche neue zweiachsigen Kesselwagen, darunter jedoch keine einzige Serie von mehr als 1000 Exemplaren entstanden ist, auch wenn die Unterschiede oftmals gering waren.

Im konkreten Fall sind wir bei einem Wagen, den von Waggonbau Uerdingen in zwei Größen für den Vermieter EVA und den Mineralölkonzern DEA gebaut wurde. Zunächst entstanden 1960/61 180 Wagen mit 36 m³ Kesselvolumen für EVA sowie 75 baugleiche (teilweise in Lizenz bei SEAG gebaut) für DEA. 1962/63 entstanden zudem 257 Wagen mit einem Kesselvolumen von 40 m³ wiederum für EVA. Beide Wagen sind optisch kaum zu unterscheiden, da der Kessel quasi "proportional verkleinert" wurde: Sowohl die Länge wie auch der Durchmesser schrumpft, wobei gerade der 36 m³-Kessel weit schlanker ist als bei anderen Herstellern und auch bei einer später in Uerdingen gebauten Serie.

Die DEA-Wagen machten dabei das bewegte Leben des Unternehmens mit: Die anfangs noch grünen Wagen wechselten 1970 (also nach der Umzeichnung auf Epoche IV!) auf den Markennamen Texaco. In der Folgezeit wurde ein deutlich intensiveres Grün und das damalige Logo mit einem roten Doppelpfeil lackiert. 1985 wurde die Gestaltung nunmehr silber mit einem schwarzen Streifen, auf welchem ab 1989 nunmehr wieder "DEA" stehen würde. Der eine oder andere mag sich an die damalige Werbung mit dem Klischee-Mantafahrer "Super Ingo" erinnern ;) Mindestens einer dieser Wagen fand 1995 den Weg zum neu gegründeten Vermieter "KVG"; heute GATX. Dieser Wagen war mindestens 2013 noch vorhanden als inzwischen ältester zweiachsiger Mineralöl-Kesselwagen in Deutschland.

Die kleinen EVA-Wagen hingegen hatten kein langes Leben; viele wurden schon nach nichtmal 20 Jahren für den Bau von Drehgestellwagen verwertet. Ein Teil ging jedoch auch an die Deutsche Bundesbahn als Bahndienstwagen.

Die 40 m³-Wagen wurden ebenfalls einige für Drehgestellwagen verwertet, 9 an die ÖBB verkauft und 107 an das Unternehmen 3V Service GmbH verkauft, dass sich auf die Entsorgung von Altöl spezialisiert hat. Später tritt das Unternehmen auch unter den Namen "Transport-Gesellschaft Dollbergen" und "Karo As Umweltschutz GmbH" auf. Die anderen 97 blieben bis 2004 bei EVA, wobei die Wagen mit auffälligen Logos der Mieter wie Shell oder wiederum DEA versehen wurden.

Das Modell

Von Modellbahn-Union gibt es nunmehr also ein Modell eines solchen Wagens – seit Jahrzehnten die erste Neukonstruktion eines zweiachsigen Nachkriegs-Kesselwagens. Konkret umgesetzt wurde der 40 m³-Wagen aus der Bauserie von 1962 (bei den 1963ern ist der Achsstand etwas länger). Als solches sind eigentlich nur die EVA- und 3V-Varianten völlig korrekt, aber um den DEA-Wagen als "Phantasie" zu bezeichnen, muss man schon sehr viele Haare spalten (und das sollte man bei Kesselwagen lassen, wenn überhaupt Varianten bleiben sollen…).

Angeboten werden insgesamt nicht weniger als 30 Modelle: 10 verschiedene Anschriften in jeweils drei Nummern (wobei sich diese teils in Beschriftungs-Details unterscheiden; meist ist einer der Wagen als "leer" deklariert). Die Varianten EVA (Als Epoche III, mit Shell-Vermietung und Epoche IV) und der 3V/Dollbergen-Wagen bilden dabei die Ahnenreihe der 40 m³-Varianten, während die Varianten von DEA, Texaco, wieder DEA, KVG und der Bundesbahn-Wagen ihre Vorbilder bei 36 m³ haben. Über das Vorbild der weißen SNCF-Variante weiß ich dagegen nichts zu schreiben.

Dass die Detaillierung der Wagen jedes irgendwie ähnliche Modell wie einen groben Klotz erscheinen lässt, muss man wohl kaum erwähnen – nur, dass man von unten auf eine Platte und nicht auf den Kessel blickt, irritiert hierbei etwas. Irritiert sind allerdings auch die Fans mancher Kurzkupplung über die inzwischen bei dem Hersteller schon üblich eigenwillige Interpretation der Kupplungsnorm – hier geht es reichlich eng zu.

Ähnliche Modelle

Ernst zu nehmende Modelle von zweiachsigen Nachkriegs-Kesselwagen gab es in N bisher deren vier, wobei es zum Teil schwer fällt, diese wirklich sauber zuzuordnen. Von Fleischmann wäre da ein 28 m³-Wagen der frühen Nachkriegszeit (da wollte man wohl eher die gleich große Vorkriegs-Bauart umsetzen…), von Minitrix einen 30 m³-Wagen von SEAG (von dem übrigens einige Exemplare später ebenfalls bei DEA landeten), von Arnold einen Wagen der vermutlich als 40 m³ vom Stahlwerk Brüninghaus zu identifizieren ist (diese Wagen gehörten einst BP, was so ziemlich die einzige Lackierung Europas ist, die Arnold für den Wagen nicht angeboten hat) und einen von Rivarossi, der für etliche 40 m³-Wagen passt.

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