Zementsilowagen Uacs der SBB von Hobbytrain

Wenn es der allgemein an Rohstoffen eher armen Schweiz definitiv nicht mangelt, so sind dies Steine – so ist es wenig überraschend, dass dort auch große Zementwerke sind. Nun hat Zement die unangenehmen Eigenschaften, dass er schwer und staubig ist und wenn er einmal nass wurde, zu einem massiven harten Klotz mutiert. Entsprechend braucht es dafür spezielle Wagen, die meist auf vielen kleinen Silos bestehen.

In der Schweiz lies die SBB dagegen schon Anfang der 1970er einen Wagen bauen, der optisch eher an einen Kesselwagen erinnert (was so manchen Hersteller zu Phantasiemodellen als "blaue Kesselwagen der SBB" inspiriert hat) und über zwei bündig zusammenhängende Silos ein Ladevolumen von je 29 m³ verfügt. Laut Modellhersteller Hobbytrain wurden von diesen Wagen 375 Exemplare gebaut, tatsächlich ist die Sache jedoch etwas komplizierter – für diese Informationen Dank an Peter Hürzeler. So wurden in der beschriebenen Form von der SBB lediglich 250 Wagen beschafft, die sich in zwei Serien leicht unterscheiden; weitere vier solche Wagen wurden von der BLS beschafft. Später folgten noch zwei Serien von 50 (mit Y25-Drehgestell) und 75 (mit WU83-Drehgestell und blauer Lackierung) Wagen mit vierteiligem Behälter, die vor allem für Kalk oder Quarzsand gedacht waren. Zu dieser Serie gehören dann auch einige innen beschichteten Wagen für Lebensmitteltransporte.

Bis auf die inzwischen ausgemusterten Lebensmittel-Wagen gingen 1997 alle Wagen an Railcem, einen Verband der Schweizer Zementwerke. Nach dessen Auflösung wurden die Wagen anteilig von den Werken (Holcim, Jura Cement, Ciments Vigier) selbst übernommen und in deren Farben gestaltet – wobei sich die optischen Unterschiede in Grenzen halten, zumal ein Zement-Wagen sowieso recht bald grau ist.

Inzwischen gibt es neben diesen Wagen bei den Zementwerken auch noch die etwas größere Bauart Uacns mit 70 m³ Gesamtvolumen. Diese sollen die hier beschriebenen Wagen ergänzen, wobei ich bisher keine Bilder gemischter Züge finden konnte.

Das Modell

In zumal für diesen sonst eher in Jahrzehnten rechnenden Hersteller rekordverdächtiger Zeit von nur drei Monaten zwischen Ankündigung und Auslieferung wurden diese Modelle Anfang 2018 von Hobbytrain angekündigt und im April nun ausgeliefert. Angeboten werden die Wagen zunächst als Zweiersets von Holcim oder Jura Cement sowie als Dreierset der SBB. Dabei gibt es zwei Formen, von denen das Holcim-Set allerdings nur den Typ A hat. Die beiden anderen haben zudem noch je einen Typ B, bei dem es sich um die Version mit vierteiligem Behälter und Y25-Drehgestell. Für Bilder der anderen Varianten verweise ich auf einen Schweizer Modellbahnblog. Bei allen Wagen sind die Kupplungen ab Werk nicht montiert – bei dem Dreierset muss man diese wohl aus Platzgründen auch vor dem Verpacken entfernen. 

Die Modelle sind fein detailliert, so dass man vor allem über die diversen Leitungen zur Entladung gut von einem Kesselwagen unterscheiden kann – das klassische Gewichtsproblem dieser haben sie aber auch; 28 g sind eigentlich zu viel. Der Feldbinder-Uacns von NME ist da deutlich leichter. Auch mit diesen konnte ich übrigens keinen gemeinsamen Einsatz finden; die Wagen waren wohl eh nur eine Übergangslösung.

Bei Hobbytrain immer ein Thema: Einer der Wagen rollt gut, der andere sogar sehr gut. Kurios aber korrekt ist die Eigentümer-Anschrift "CH-HOLCIM" in weiß auf einem kleinen schwarzen Feld auf dem sonst staubgrauen Wagen.

Ähnliche Modelle

Zementsilos und allgemein das Gerät von Holcim scheinen derzeit der ganz große Trend zu sein, so gibt es zudem noch von der spanischen Firman MFTrain ähnliche Wagen, zu denen ich noch nichts herausfinden konnte. Außerdem hat Fleischmann ebenfalls Anfang 2018 die neuen 70 m³-Uacns in ebenfalls jeweils Zweiersets von Holcim und Jura Cement angekündigt, die jedoch erst Ende des Jahres erscheinen soll – und zwischenzeitlich gleich mal auf den gleichen UVP wie die Hobbytrain-Wagen verteuert wurde. Wahrscheinlich werde ich da dann vorbildwidrig einen gemischten Zug fahren. Für den Rohstoff gibt es zudem von Liliput offene Schüttgutwagen, eine andere Bauart ist bei Jägerndorfer angekündigt (diese gab es auch schonmal von Lima bzw. Arnold).

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