offener Wagen F [6000] von Piko

Offene Güterwagen waren stets Massenware, bei denen es dann im Laufe der Zeit auch immer mal wieder "Einfachbauarten" gab, die weniger Ausstattung boten, als noch ihre Vorgänger.

Doch was einfach geht, geht auch noch einfacher, dachte sich wohl die Deutsche Reichsbahn in den 1960ern. Noch bevor das eigentliche Umbauprogramm begann, mit dem die Reichsbahn aus Teilen einer Vielzahl veralteter Wagen 19.000 neue nach UIC-Standard baute, gab es eine Serie von 2000 Wagen "ohne alles". Einfachschakenlaufwerk für gerade einmal 65 km/h, zum Teil keinerlei Bremse und vor allem keine Türen oder andere Öffnungen. Zur Entladung musste geschaufelt werden (wofür es immerhin eine Leiter außen und Steigeisen innen gab) oder der Wagen einfach per Kreiselkipper ausgeschüttet. Eingesetzt wurden die Wagen meist paarweise: Einer mit, einer ohne Bremse. Von den Reichsbahnern wurden diese Wagen als "Kramerkiste" bezeichnet, was ein doppeltes Wortspiel ist – zum einen muss man halt lange drin kramen, um irgendwas heraus zu bekommen; zum anderen hieß der damalige Chef der Reichsbahn Erwin Kramer.

Die Wagen wurden zunächst als Ommbu 40.2 bezeichnet, ab 1970 dann als F [6000] oder mit höherer Bordwand F [6001]. Die Wagen wurden noch vor der Wende ausgemustert, nachdem man besser ausgestattete Wagen von westlichen Bahnen gekauft hatten.

Das Modell

Wir reden mal wieder über einen Klassiker, diesmal wohl aus den frühen 1970ern. Der Wagen ist Teil der von Piko vertriebenen Serie von im Vorbild 10 m langen offenen Wagen in diversen auch heute noch sehr guten Formen. Hergestellt wurden die Wagen von einem "VEG Leipziger Modellbahnbau" (kann jemand mehr über den Hersteller sagen?).

Die Ausführung als "dem damaligen Stand entsprechend" zu bezeichnen, würde den Wagen unter Wert verkaufen, nachdem damals noch viel Mist an offenen Wagen angeboten wurde. Die oben angesprochene Leiter ist angraviert und so ganz vorbildgerecht das einzige Detail am Wagen. Das Sprengwerk unter meinem Wagen dürfte dagegen ein Produktionsfehler sein – und bleibt da so lange, bis ich es verlustfrei an einen passenden Abnehmer transplantieren kann. Auch das Fahrwerk mit Doppelschaken ist ein solcher Fehlgriff – hatte Piko doch tatsächlich beide Versionen im Angebot. Ob hier das richtige getroffen wurde, ist allerdings bei allen Bauarten eher Glückssache.

Berüchtigt ist indes die Verarbeitung der Wagen. Die (bereits ausgetauschten) Radsätze haben riesige Spurkränze und sehr wenig Rundlauf, die lackierte Innenseite wurde später abgeschafft und auch die Druckstempel wurden stur weiter verwendet, nachdem sie längst völlig am Ende waren – da gehört meiner definitiv zu den richtig gut lesbaren Exemplaren! Erwischt man einen guten, ist der Wagen aber allemal ein spannendes Kuriosum der Reichsbahn-Zeit.

Ähnliche Modelle

Nein, ähnliches gibt es hier nicht – denn genau das macht den Wagen aus: Seine Einzigartigkeit.
Lediglich gab es in den gleichen Piko-Serie einen minimalistischen Wagen einer anderen Zeit, den Omm 34 aus dem Zweiten Weltkrieg. Der hatte zwar Türen, war aber da weitgehend aus Holz und ohne Sprengwerk eine recht wacklige Angelegenheit.